Über Werk

TEXT-Auszüge zum WERK Gerhard Frömel

Die künstlerische Entwicklung Gerhard Frömels setzt in den 1965igern mit malerischen Arbeiten ein.

Jene und alle nachfolgenden Werke sind dezidiert vom Raum aus zu denken.

Margit Zuckriegl [...] weist auf Gerhard Frömels konsequente fundamentale Recherche, die auf seinem vorwiegend weiß-schwarzen Werk virulent ist. "Er hat die Gestaltungskriterien einer barock-illusionistischen Kunstsprache zu einer heutigen aktuellen Rhetorik transformiert, sie gleichsam ihrer Narration und schildernden Inhaltlichkeit entkleidet, die wohl kalkulierten Prinzipien einer barocken, auf Wirkung angelegten Bildsprache skelettiert und abstrahiert und sie für sein Anliegen brauchbar gemacht. Er arbeitet mit der Gegenüberstellung von Statik und Dynamik, von Ruhe und Bewegung, von Fläche und Raum, von Leere und Masse. Die neuralgischen Stellen in Frömels Objekten sind die Linien, die Ränder und Kanten, an denen Teilungen und Faltungen stattfinden. An ihnen entlang fließt die Energie, die Linien zum Knicken bringt, Flächen aufschichtet, Raum sich ausdehnen und eingrenzen lässt".

Eugen Gomringer [...] postuliert Frömels gezielte Provokation, "denn Frömel ist nun einmal im Wissen um Lösungen der gestalt-psychologischen Möglichkeiten frei für überraschende Wahrnehmungssituationen. Wenn wir begreifen, dass wir selbst das Unvollständige weiterzuführen haben, es in die richtige Perspektive bringen müssen, richten wir den Blick anders auf die Welt. Es ist die Kunst von Gerhard Frömel, die uns auf einfache Weise - so raffiniert sie uns selbstverständlich provoziert - Wahrnehmung lehrt ohne uns einmal für immer auf eine Lösung zu fixieren.

Heinz Gappmayr schreibt:[...] "Die Werke von Gerhard Frömel beziehen sich auf die Konstruktion von Wirklichkeit durch den Betrachter. Sie zielen auf elementare Voraussetzungen der Rezeption und auf erkenntnistheoretische Probleme im Allgemeinen. Alle Werke Frömels sind angelegt auf die Aspekte des Vollendens durch den Betrachter. Die Dauer des Erscheinens kann nur kurz sein. Mit der Abkehr vom Standpunkt des Betrachters ist das Werk wieder im Zustand des Möglichen. Die Problemstellung, die Organisation des Sehens und damit des Erkennens sind von universeller Gültigkeit und verleihen Frömels Werken ihre künstlerische Bedeutung".

Reinhard Kannonier [...] verweist auf die Irritationen, die Frömels Werk freigibt. "Diese sind Wenig im Nichts, Linien und Objekte, gleichsam schwerelos. Anders ausgedrückt: minimalistische, interaktive Interventionen in den Raum, weil erst dadurch die für seine Kunstwerke wesentlichen Dimensionen, Bewegung und Zeit, hinzugefügt werden. Die Präzision Frömels zwingt dazu, jegliche Geschwätzigkeit im Denken und Sehen abzulegen, es ist wie bei einem Stück von Anton Webern, das die Bedeutung der Stille erst durch den sparsamen Einsatz der Klänge entdecken lässt".

Werner Wolf [...] nennt Gerhard Frömel "einen Magier, ein Meister der Reduktion, einen Schalk. Schweigsam in seiner Kunst, alles andere als ein Erzähler, setzt Frömel Signale und Zeichen in einem originären Werk - ein Schelm auch der uns zwingt, so lange seine Werke zu umschreiten, bis wir ihre Mehrdeutigkeit enträtselt haben und unsere eigene existentielle Wirklichkeit zum neuen Rätsel wird. Seine Ausstellungen sind Einladungen zu einem philosophischen Spiel".

Max Lüscher [...] sieht in Frömels Werk eine ästhetische Aussage als klare Botschaft: "Die Harmonie der Gegensätze. Wer nachdenkt weiß es; Frömel aber stellt es dar," schreibt Lüscher. "Harmonie ist kein Ruhestand und schon gar kein bequemer oder fauler Friede. Harmonie ist das Gefüge von Gegensätzen"

und Frömel selbst sagt: "Jede Linie, jede Fläche, jede Form erwartet seine Ergänzung, damit es sich harmonisch zum Ganzen fügt... es ist was wird..."©

Auswahl der Textauszüge[...] und Zusammenstellung: marie-heide margreiter